(16-2017) Ein lauter explosionsartiger Knall lässt unser Köpfe hochschrecken. Vibriert Emaloca sogar etwas? Wir sitzen gerade bei einem seltenen Sonnenfrühstück in der Kuchenbude. Kirchenglocken fangen an zu läuten – also war es keine Explosion, sondern ein Salutschuss vom Kastell morgens um 8 Uhr. Wir sind in Kopenhagen, im kleinen, runden Hafen Langelinie.
Er liegt nur einen Steinwurf entfernt von der berühmten kleinen Meerjungfrau, die Tag und Nacht von fotowütigen Touristen umlagert wird.
Genauso nah liegt die Pier, die dem runden (!) Hafen seinen Namen gegeben hat. Sie ist für die großen Kreuzfahrtschiffe, Aida und co. gedacht. Auch dort gibt es eine Meerjungfrau, aber monumentaler mit einem Silikon vergrößertem Busen – passend zu den ebenso aufgeblasenen Kreuzfahrt-Monstern. Obwohl es möglich ist, mitten in der City an einem Kai zu liegen, bin ich froh, in dem kleinen, fast parkartig eingerahmten Hafen zu sein, etwas entfernt von der trubeligen Stadt.
Noch einmal in die Ostsee tauchen
Das Wetter zeigt sich langsam etwas gnädiger, herbstmilder. Auf dem Weg nach Kopenhagen hatten wir einen bezaubernden Ankertag vor Hallands Väderö. Noch einmal in die 16 Grad kalte Ostsee tauchen, Seehunde beobachten (oder beobachten sie uns?), sich im Schutz der Sprahood so richtig von der Sonne aufwärmen lassen.
Die Insel ist ein bisschen Schäre, ein bisschen Cornwall, in der Mitte ein alter Wald mit Buchen und Eichen. Seit Ende der 50er Jahre ist sie ein Naturreservat. Schon in der Steinzeit, vor 10.000 Jahren, haben hier Menschen gelebt. Ob hier in 10.000 Jahren auch noch Menschen über die Insel spazieren werden, fragen wir uns, als wir am späten Nachmittag allein über die Insel wandern, nur ab und an kritisch von Schafen beäugt.
Am nächsten Morgen weht wieder absolut kein Windhauch und wir motoren die 26 Seemeilen nach Helsingborg, unserer letzten Station in Schweden. Die Stadt haben wir nicht wirklich begriffen, nur kurz einkaufen, Wäsche waschen und dann am nächsten Tag weiter.
Eintauchen in das Stadtleben von Kopenhagen
Eine kräftige Brise hat uns nach Kopenhagen gebracht. Wir hätten vorher die Segel wechseln und Genua gegen Arbeitsfock austauschen sollen, denn der Wind hatte mal wieder nicht den Seewetterbericht gelesen. Also schnell zwei Reffs in die Genua und mit 6 bis 7 Knoten, trotz Strom gegen an, lagen wir schon am Mittag im Hafen – gerade rechtzeitig bevor mal wieder ein Regenschauer niederging. Wir sind wettermäßig schon so demütig, dass wir uns riesig freuen können, vor dem Schauer die Kuchenbude hochgeklappt zu haben.
Zweieinhalb Tage Kopenhagen können ganz schön anstrengend sein, auch wenn wir uns einfach treiben lassen, in der Sonne auf Bänken sitzen.
Es gibt so viel zu sehen: alte, monumentale Gebäude, moderne Architektur, zahlreiche Ausstellungen und Museen, einen botanischen Garten, Fahrradströme, die sich durch die Straßen winden, Kanäle, an deren Kais Segelboote, Motorboote, Hausboote, alte Museumsschiffe liegen.
Und es gibt so viel zu hören, ein Sprachengewirr wabert durch die Straßen und über die Plätze, die Museen, die Cafes, die Fahrradwege oder die Geschäfte. Wir hören hauptsächlich englisch, untermalt von spanischen, italienischen, deutschen und asiatischen Einsprengseln.

Der chinesische Künstler Ai Weiwei hat Rettungswesten von Flüchtlingen auf griechischen Inseln gesammelt, sie quellen nun aus einem Museum
Wir sind froh, Fahrräder dabei zu haben. Zu Fuß lässt sich diese pulsierende Stadt kaum erfassen. Obwohl es seine Zeit braucht, sich an das schnelle Tempo der Fahrradfahrer und ihre ungeschriebenen Regeln zu gewöhnen. Ich hatte manchmal das Gefühl auf einer Fahrraddemo zu sein, so viele Menschen sind damit unterwegs. Die Autofahrer sind hier eindeutig in der Defensive.
Kurz beschreiben lässt sich Kopenhagen gar nicht richtig. Wir empfehlen unbedingt einmal selbst dorthin zu fahren, am besten natürlich mit einem Segelboot.
Wir machen uns jetzt weiter auf gen Süden, die ersten Wildgänse machen es uns vor.
PS:
Der Wind lässt uns nicht so richtig. Wir haben es gerade einmal in die südlichen Aussenbezirke von Kopenhagen geschafft – und das auch teilweise noch unter Motor. Arken, ein Museum für zeitgenössische Kunst, mit einer zugegebener Maßen verstörenden Ausstellung, hat uns über die Flaute hinweggeholfen. Aber morgen, morgen geht es weiter.